Unser Mitglied Sandra hat einen Bericht zu ihrem Hospitanzaufenthalt im November verfasst,
den wir hier und auf unserer Facebook-Seite zusammen mit ihren Fotos veröffentlichen dürfen.
Vielen Dank dafür und für die tolle Hilfe, liebe Sandra ;-))
Wer Interesse hat, am Hospitanzprogramm teilzunehmen, kann sich hier informieren.
Viel Spaß beim Lesen des schönen Berichts und Anschauen der tollen Fotos!
Hospitanzbericht von Sandra
Im November 2017 bot sich mir die Möglichkeit, im Rahmen des Hospitanzprogramms der Tierfreunde Lesbos zu erleben, wie die Tierschutzarbeit auf der Insel Lesbos aussieht, und selbst vor Ort mitzuhelfen. Es waren zwar nur wenige Tage, aber die Erfahrungen reichen für einen kurzen Bericht:
Ich kam an einem Freitag spät abends auf Lesbos an und wurde am Flughafen bereits vom Taxifahrer erwartet. Etwa eine Stunde dauerte die Fahrt nach Petra und als wir
vor Gabis Haus ankamen, wurde ich freudig von lieben Hunden und von Gabi begrüßt. Sie zeigte mir mein Appartement (Kochnische, Bad, Schlafraum mit Balkon, alles schön eingerichtet und man hat,
was man braucht) und wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Es ging immer morgens um 7.15 Uhr die Treppen hinunter zur Terrasse.
Da Gabi am Wochenende nicht beruflich arbeiten muss, waren wir beim morgendlichen Shelter-Dienst nicht so sehr in Eile. Das Gehege ist in 5 bis 10 Minuten mit dem
Fahrrad, welches die Praktikanten/Hospitanten für die Zeit auf Lesbos gestellt bekommen, gut zu erreichen. Der erste Tag ist zum Zuschauen mit Mitlaufen da, ab dem zweiten Tag hilft man
mit.
Zuerst werden die schon ungeduldig miauenden Katzen gefüttert und danach wird das Futter für die 11 Gehege voller Hunde vorbereitet und verteilt – es steht genau
fest, wie viel Futter insgesamt verbraucht werden darf und Gabi weiß exakt, wie viel für jeden Hund in den Napf kommt. Auch die Hunde sind nach der langen Nacht hungrig und aufgeregt und freuen
sich, Helfer im Gehege zu sehen.
Nach der Fütterung schnappt man sich den Putzeimer und sammelt die Hinterlassenschaften ein; verstreute Spielzeuge werden in den einzelnen Gehegen zusammengelegt; die Decken werden wieder ordentlich auf den Liegeplätzen in den Hütten ausgebreitet. Auch das Wasser in den Trinknäpfen muss gewechselt werden. Während man diese Arbeiten erledigt, werden bestimmte Gehegetüren geöffnet, damit einige Hunde in den Freilauf können. Wer morgens nicht dran kommt mit dem Auslauf, ist nachmittags beim Dienst von Wanda dran.
Die Futternäpfe müssen wieder eingesammelt, gespült und nach dem Trocknen verstaut werden.Neben diesen obligatorischen
Aufgaben konnten wir am Wochenende zusätzlich noch die von den Hunden gebuddelten Löcher mit Sand füllen und diesen festtreten. Dann hatten wir noch Zeit, das Laub unter den Bäumen
zusammenzukehren. Mittags sah alles ordentlich aus, die Hunde wurden dann mit „Ela“-Rufen (deutsch: „Komm!“) und Leckerchen in ihre Gehege gelockt und dann ging es zu Wanda; unterwegs wurde noch
der Müll entsorgt.
Wanda wohnt keine 5 Minuten mit dem Fahrrad vom Gehege entfernt, mit wunderschönem Blick auf das Meer und wenn es warm ist, kann man quasi direkt vor ihrer Haustür
schwimmen gehen. In ihrem Garten sind drei Gehege für Welpen und es leben dort einige erwachsene Samtpfoten und viele Katzenbabies. Wanda war immer so gut und machte uns Tee und Kaffee. An dem
Samstag wurde knapp das Nötigste und Neuste besprochen. Sonntags gibt es immer eine längere Besprechung, bei der z.B. für Neuzugänge Namen gesucht werden. Die beiden Damen führen akribisch Buch
darüber, welche Hundenamen bereits vergeben worden sind. Auch ich durfte kreativ werden und mir Namen für die Neuen überlegen. Danach war Mittagspause. Bei Wanda gibt es ganz in der Nähe kleine
Supermärkte, wo man schnell alles Notwendige einkaufen kann.
Um 16 Uhr traf ich mich täglich mit Wanda am großen Shelter, um ihr beim Füttern, Wasser wechseln und Saubermachen zu helfen. Da es früh dunkel wurde, war Eile
geboten, denn anschließend mussten bei Wanda die Welpen ihr Abendessen bekommen. Danach, meistens um 18 Uhr herum, war Feierabend und im Dunkeln ging es zurück zu Gabis Haus und in mein
Appartement, um den erlebnisreichen Arbeitstag bei einem Mythos-Bier ausklingen zu lassen.
Werktags sah ich die Hunde vom Shelter nur nachmittags, da ich schon morgens bei Wanda eingeplant war. Wenn ein Welpe medizinisch versorgt werden muss, ist es einfacher, das zu zweit zu erledigen; eine hält den Hund, die andere macht die nötigen Handgriffe. Auch beim Füttern der Hunde war es sicherer, wenn eine das Futter für die Hunde verteilte und die andere die Katzen „wegschaufelte“, die auch nach ihrer Fütterung immer noch versuchten, etwas aus den Hundenäpfen zu ergattern.
In diesem Zusammenhang war mir aufgefallen, wie friedfertig und entspannt die Insel-Katzen sind. Sie verübeln es einem nicht, wenn man sie eben hochnimmt und woanders hinsetzt. Viele von ihnen sind sehr menschenbezogen, sehr neugierig, aufgeschlossen und verschmust. Auch mit den Hunden sind sie so friedlich; mehr als einmal beobachtete ich regelrechte Freundschaften zwischen diesen beiden Spezies und war beeindruckt von der Harmonie.
Als die Katzen und Hunde versorgt waren, habe ich in Wandas Garten das Laub außerhalb der Gehege zusammengekehrt und ebenso die herabgefallenen Oliven in den Gehegen.
Ich beobachtete die Reaktionen der Hunde auf die Aufräumarbeiten, um diese später in Steckbriefen verarbeiten zu können. Ein-, zweimal hab ich mir auch die Zeit
genommen, die Welpen mit einem Spielzeug zum Spiel zu animieren, um das dann zu filmen.
Wanda ist eine sehr gastfreundliche Frau, die ganz genau aufpasst, dass sich niemand überarbeitet und dann im Laufe des Vormittags Tee kocht und zu Tisch bittet.
Ich steuerte Kekse bei und nach der Pause ging es wieder gestärkt ans Werk. Bevor ich dann in der Mittagspause zurück zu meinem Appartement fuhr, nutzte ich die freien Minuten, um mit der
Digitalkamera ein paar Fotos von den Tieren zu machen. Mittags kehrt nach der morgendlichen Aufregung Ruhe ein: Müde Hunde lassen sich eben besser fotografieren und schöne Fotos steigern die
Adoptionschancen.
Außerhalb der Routine fielen natürlich situationsbedingt andere Aufgaben an: So brachte
ich einmal einen neuen Hund von Wandas Garten an der Leine ins große Shelter und passte
bei der Zusammenfürhung mit auf. An meinem letzten Tag bürstete ich die langhaarigen
Glücksfellchen, die am nächsten Tag in ihr neues Zuhause reisen sollten. Am Abend vor
der Ausreise brachten wir diese zu Gabi ins Haus, wo die neuen Geschirre und Halsbänder
anprobiert und richtige eingestellt und viele Streicheleinheiten verteilt wurden. Zwei Hunde
übernachteten im Gästebett meines Appartements. Es waren sehr liebe und kuschelige
Zimmergenossen! Eigentlch habe ich auf der Insel nur liebenswerte Tiere kennengelernt.
Die Schützlinge der Tierfreunde Lesbos sehnen sich fast alle nachmenschlicher Nähe und
Aufmerksamkeit.
Es sind nur wenige Hunde darunter, die schüchtern sind, besonders bei fremden Menschen; davon ziehen sich die einen ruhig zurück und wahren Distanz, die anderen bellen aus Unsicherheit ein Weilchen und beruhigen sich dann. Keiner macht die Arbeit im Gehege unangenehm. Es sind viele Welpen und Junghunde und wenige erwachsene Hunde, die auf ein Zuhause warten. Wenn man sich auf die Beobachtung der Hunde ein bisschen konzentriert, erkennt man schnell die verschiedenen Persönlichkeiten. Auch die jüngsten Welpen zeigen ganz deutlich ihre individuellen Charakterzüge!
Die herzliche Art der Hunde erfreut einen und zugleich schmerzt es, wenn man jetzt bei der Reisenachbereitung daran zurückdenkt, wie man einige Hunde, die wedelnd
am Zaun saßen und auf Besuch im Gehege warteten, oft ignorieren musste, weil gerade so viel anderes dringend zu tun war. Sie werden alle gut versorgt, aber man möchte man ihnen noch viel mehr
Aufmerksamkeit und Zuneigung zuteil kommen lassen…
Abschließend möchte ich meinen Dank dafür ausdrücken, dass ich diese Erfahrungen auf Lesbos machen durfte: Mein Aufenthalt war super organisiert und ich wurde von
Gabi und Wanda auf Lesbos herzlich aufgenommen. Sie haben mich an ihrem Alltag und damit auch an ihrer wertvollen Arbeit teilhaben lassen und es war wirklich schön, die vielen Tiere persönlich
kennenzulernen, für die der Verein sich täglich so sehr einsetzt – danke für alles!